Schattenspieler:innen


















Ab 9
Fünf Schulklassen der Jahrgangsstufen 4 - 6 haben eine Nacht lang im Theater verbracht. Sie haben sich mit dem Thema Angst beschäftigt.
Dazu haben sie unter kundiger Anleitung Geschichten entwickelt und mit Schattenspiel experimentiert.
Aus dieser Arbeit heraus haben sich besondere Angstthemen herauskristallisiert, welche die Kinder bewegten. Im Theater entstand ein Schattenlabor, in welchem das dokumentierte Material aus den Schattennächten einsehbar und stetig ergänzt wurde.
Schauspiel, Regie, Kostüm- und Bühnenbild, Musiker sowie Licht- und Videodesign beschäftigten sich ebenfalls mit dem Thema Angst und erkundeten ihrerseits neue Erzählweisen, um insbesondere von Innenwelten differenziert erzählen zu können.
Mit Hilfe der Autorin Dorit Linke und auf Grundlage der Schüler:innengeschichten wurden mit neuen ästhetischen Mitteln und mit neuer Technik szenisches Material entwickelt, über welches wir mit den an dem Projekt beteiligten Schulklassen in einen Austausch traten.
Welche Szenen, welche Erzählweisen erzeugten bei den Kindern einen Resonanzraum?
Wir experimentierten ebenfalls mit Schattenspiel, jedoch auch mit rhythmische Elementen, mit Greenscreen, Figurenspiel und Objekttheater und konnten mit Hilfe von entsprechenden Schulungen unser ästhetisches Erzählrepertoire enorm erweitern.
Im Herbst 2022 ging es los. Plötzlich war immer wieder abends bis spät in die Nacht hinein Betrieb im Theater - eher ungewöhnlich für ein Theater für junges Publikum. Schulklassen kamen an mit Schlafsack, Isomatte und Taschenlampe. Und die Theaterpädagoginnen sowie eine Autorin rückten an mit Pizza, Snacks und Frühstückszutaten. Ein Probenraum wurde zum Essenssaal, ein Raum zum Geschichtenerfindungszimmer und im großen Theatersaal wurden Schatten zum Leben erweckt. Eine große sowie eine kleine Schattenwand dienten als Projektionsfläche für große und kleine Schatten, sowohl erzeugt durch die Kinder selbst als auch mit Hilfe von allerhand Objekten und verschiedenfarbigem Licht.
Im Januar 2023 stieg das künstlerische Morgenstern-Team ebenfalls in das Thema ein, und eine Zeit der künstlerischen Forschungsarbeit begann. Den Auftakt bildeten zwei Seminare zum Thema Ängste im Kinder- und Jugendalter unter der Leitung von Prof. Dr. Adam, Chefarzt in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kinder- und Jugendalters im Martin Gropius Krankenhaus in Eberswalde und Katharina Schwienheer, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie.
Im Anschluss an die Seminare setzte sich das komplette Morgenstern-Team intensiv mit den Geschichten der Kinder auseinander und suchte nach neuen Ästhetiken, um von vielfältigen Innenansichten erzählen zu können. Dazu fanden intensive Proben zusammen mit Tanya Kargaeva statt, Schauspielerin aus der Ukraine und Expertin in Schattenspiel, Objekt- und Physicaltheater. Eine weitere Fortbildung zur Einbindung von Rhythmus & Percussion ins Schauspiel fand mit der Musikerin Evdoxia Filippou statt, Gewinnerin des Jazz-Preises in der Kategorie Debütalbum des Jahres 2023. Zudem erweiterte das künstlerische Team das Erzählrepertoire mit Hilfe einer Greenscreen und arbeitete intensiv mit der Lichtdesignerin Iana Boitcova und der Videodesignerin und Technikerin Tina Kovalski zusammen. Wir experimentierten damit, verschiedene Erzähl- und Zeitebenen miteinander zu verschränken, und wir erkundeten interdisziplinäres Erzählen.
Der Prozess wurde von der Autorin Dorit Linke begleitet, welche das Team dramaturgisch beriet und die Ideen in szenisches Material und zu konkreten Bühnengeschichten umwandelte, welche wir den teilnehmenden Klassen zum Projektabschluss präsentierten.
In einer Zeit multipler Krisen stand im gesamten Prozess folgende Frage im Fokus:
Wie und mit welchen ästhetischen Mitteln und Geschichten kann und will sich das Morgenstern - Theater für junges Publikum - in dieser von beängstigenden Katastrophen gebeutelten Welt zukünftig positionieren?
Die Auseinandersetzung mit diversen ästhetischen Mitteln, mit den Geschichten der Kinder sowie mit dem Thema Angst aus soziologischer, medizinischer und psychologischer Sicht eröffnete einen Inspirationsraum für alle an dem Projekt beteiligten Künstler:innen.
Fotos: Tina Kovalski
"Schattenspieler:innen" wird von der ASSITEJ aus dem Programm MODUL C aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR gefördert sowie über das Programm "Fellowship" der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.